Weltkindertag
Um die Situation und die Rechte der Kleinsten in der Gesellschaft geht es am Weltkindertag, der seit Mitte des 20. Jahrhunderts internationale Bedeutung erlangt hat. Der Weltkindertag, auch Internationaler Tag des Kindes oder Internationaler Kindertag genannt, wird jährlich in über 145 Ländern gefeiert. Es gibt allerdings kein einheitliches Datum für diesen Tag, der in Österreich am 20. September begangen wird.
Geschichte
Die Ursprünge des Weltkindertages sind sehr eng mit reformpädagogischen, aber auch sozialistischen Vorstellungen des frühen 20. Jahrhunderts verbunden. Bereits 1902 beschäftigte sich die schwedische Pädagogin Ellen Key in ihrem Buch "Jahrhundert des Kindes" mit den Bedürfnissen, den Rechten und dem Schutz von Kindern.1
1919 gründete die englische Volksschullehrerin und Sozialreformerin Eglantyne Jebb – bewegt durch das Leid der Flüchtlingskinder nach dem Ersten Weltkrieg – das Kinderschutzkomitee Save the Children. Daraufhin verfasste Jebb ein Fünf-Punkte-Programm, das den Schutz und das Wohl der Kinder zum Inhalt hatte. Am 24. September 1924 wurde dieses Programm von der Generalversammlung des Völkerbundes verabschiedet und ging als Genfer Erklärung in die Geschichte ein. In den fünf Artikeln der Erklärung werden für Kinder körperliches und geistiges Wohlergehen, Zugang zu Bildung, Schutz vor Ausbeutung, Förderung und Unterstützung in Notsituationen eingefordert.1,2
Das Ende des Zweiten Weltkrieges und die Gründung der UNO am 26. Juni 1945 sowie die Auflösung des Völkerbundes 1946 bedeuteten für die Kinderrechte zunächst einen kleinen Rückschritt. Die Genfer Erklärung wurde von der UNO nicht übernommen und war somit völkerrechtlich nicht mehr bindend. Auf Initiative der Internationalen Demokratischen Frauenföderation wurde 1948 die Einrichtung eines Internationalen Kindertages, vergleichbar mit dem Internationalen Frauentag, gefordert. Aus heute nicht mehr exakt nachvollziehbaren Gründen wurde 1949 der 1. Juni als Datum für diesen Kindertag festgelegt, der ab 1950 in zahlreichen sozialistischen Ländern abgehalten wurde.1
1954 beauftragte die Generalversammlung der Vereinten Nationen UNICEF mit der Austragung eines Weltkindertages, um damit ein Zeichen für Kinderrechte zu setzen. Jeder Staat sollte einen Tag dafür festlegen. In Deutschland und Österreich wurde es der 20. September, die Vereinten Nationen hingegen feiern den 20. November als Internationalen Tag der Kinderrechte.1,3
Egal, welche Bezeichnung man verwendet – gemeinsam ist allen der Fokus auf jene Kinderrechte, die 1989 in der UN-Kinderrechtskonvention festgeschrieben wurden. Diese Rechte gelten weltweit, sowohl in Entwicklungs- als auch in Industrieländern.1,3 In Österreich trat die Konvention 1992 in Kraft. Zeitgleich erfolgte die Einrichtung von Kinder- und Jugendanwaltschaften in allen Bundesländern, welche sich als Ombudsstellen für die Interessen von Kindern und Jugendlichen einsetzen.4 Für die Umsetzung der Kinderrechte ist in Österreich die Regierung zuständig. Sie muss dem Kinderrechtsausschuss der Vereinten Nationen regelmäßig berichten, inwiefern die Konvention umgesetzt wird.6
Brauchtum
Den Weltkindertag feiert man in Österreich allerdings schon sehr viel länger, nämlich seit 1953. Zwar gibt es keine Vorgabe für ein exaktes Datum, jedoch hat sich in den meisten Bundesländern der 20. September als Ausführungstag etabliert.1,4
Landesweit finden zahlreiche Feste und Aktionen statt, um auf die Situation von Kindern hinzuweisen, Erwachsene und Entscheidungsträger für die Rechte und Bedürfnisse von Kindern zu sensibilisieren und Kindern die Möglichkeit zu geben, ihre Anliegen vorzubringen und neue Ideen vorzustellen.
Kinderrechte in Österreich
Laut einer Studie aus 2025 ist es um die Kinderrechte in Österreich gut bestellt. Sie würden "in hohem Maße" erfüllt, es gäbe aber trotzdem Nachbesserungsbedarf. Im Fokus steht dabei vor allem der Schutz vor sexueller Gewalt. Positiv bewertet wurden die finanzielle Absicherung von Familien – vor allem in Form der Familienbeihilfe – und der Ausbau der Kinderbetreuung. Auch im Bildungsbereich fiel das Urteil der Studie erfreulich aus.5
Anders sieht das das Netzwerk Kinderrechte, welches betont, dass jedes fünfte Kind in Österreich (Stand: 2024) von Armut betroffen sei. Um diesen Missstand zu beheben, wird eine Kindergrundsicherung gefordert. Kritisiert werden außerdem die 2018 eingeführten Deutschförderklassen und das Fehlen eines verpflichtenden zweiten Kindergartenjahres.8
UNICEF setzt sich in Österreich aktiv für die Recht von Kindern und Jugendlichen ein. Dies reicht vom Formulieren von Forderungen über landesweite Kampagnen bis hin zu Weiterbildungsangeboten.6
2025 fand in Wien die erste österreichweite Konferenz für Kinderrechte statt. Sie wurde vom Netzwerk Kinderrechte veranstaltet und bot Fachvorträg, verschiedene Austauschformate sowie eine Podiumsdiskussion. Neben Fachvertreter*innen, politischen Entscheidungsträger*innen und zivilgesellschaftlichen Organisationen waren auch über 20 Jugendliche eingeladen, ihre Perspektiven darzulegen.9
5 wichtige Kinderrechte erklärt
Die UN-Kinderrechtskonvention umfasst 54 Artikel zu unterschiedlichen Themen. Es folgt ein Auszug daraus.6,7
Gesundheit (Artikel 24)
Jedes Kind hat das Recht auf das erreichbare Höchstmaß an Gesundheit, medizinische Versorgung, sauberes Trinkwasser und vollwertige Nahrungsmittel.
Freizeit und Spiel (Artikel 31)
Jedes Kind hat das Recht auf Ruhe, Freizeit, Spiel und aktive Erholung sowie kulturelle und künstlerische Teilhabe.
Bildung (Artikel 28)
Jedes Kind hat das Recht auf Bildung. Dazu zählen u.a. der kostenlose und verpflichtende Besuch einer Volksschule sowie der freie Zugang zu verschiedenen Formen weiterführender Schulen.
Schutz vor sexuellem Missbrauch (Artikel 34)
Jedes Kind hat das Recht auf staatlichen Schutz vor sexuellem Missbrauch und sexueller Ausbeutung.
Schutz vor Gewalt (Artikel 19)
Jedes Kind hat das Recht auf Schutz vor Gewalt in jeglicher Form. Dazu zählen neben körperlicher Gewalt auch seelische Gewalt, Vernachlässigung und schlechte Behandlung.
Auf kinderrechte.gv.at erklärt das Bundeskanzleramt alle Kinderrechte in einfacher, für Kinder verständlicher Sprache.
Weiterführende Links
- Netzwerk Kinderrechte Österreich (kinderhabenrechte.at)
- Kinder- und Jugendanwaltschaften Österreichs (kija.at)
- Allgemeine Hinweise zur Gewalt an Kindern und Jugendlichen (oesterreich.gv.at)
- Gewalt gegen Kinder und Jugendliche (unicef.at)
- Erziehung – Gewalt ist keine Lösung (oesterreich.gv.at)
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- Internationaler Kindertag
- Tag gegen Kinderarbeit
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Quellen
- Kindertag (wikipedia.org)
- Genfer Erklärung (humanium.org)
- Geschichte zum Weltkindertag (unicef.de)
- Weltkindertag Geschichte (kinderrechte-salzburg.at)
- Neuer Bericht zeigt: So steht es um die Kinderrechte in Österreich (meinbezirk.at)
- Kinderrechte für jedes Kind (unicef.at)
- Die VN-Kinderrechtskonvention – einfach erklärt und im Wortlaut (kinderrechte.gv.at)
- Wo es bei den Kinderrechten noch hapert (derstandard.at)
- Erste österreichweite Kinderrechte-Konferenz (kinderhabenrechte.at)