Tag gegen Gewalt an Frauen
Jedes Jahr wird am 25. November der internationale Tag gegen Gewalt an Frauen (auch Internationaler Tag zur Beseitigung von Gewalt an Frauen, engl. International Day for the Elimination of Violence against Women) begangen. Ziel des Aktionstages ist die Bekämpfung von Diskriminierung und Gewalt gegenüber Mädchen und Frauen.
Geschichte
Der Fall Mirabal bildet den Hintergrund für die Etablierung des Tages gegen Gewalt an Frauen. Die drei Schwestern Mirabal, die Mitglieder der "Movimiento Revolucionario 14 de Junio" waren, wurden 1960 in die Dominikanische Republik verschleppt, monatelang gefoltert und ermordet. Der Grund: Sie waren im Untergrund tätig und beteiligten sich an Aktivitäten gegen den tyrannischen Diktator Trujillo. Bei einem Treffen lateinamerikanischer und karibischer Feminist*innen wurde der 25. November zum Gedenktag der Opfer von Gewalt an Frauen benannt.1 2000 wurde dieser von den Vereinten Nationen in der Resolution 54/134 aufgegriffen und offiziell zum internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen ausgerufen.2
Brauchtum
Menschenrechtsorganisationen organisieren seit 1981 Veranstaltungen rund um das Thema Menschenrechte für Frauen. Zentrale Aspekte sind dabei sexueller Missbrauch, Zwangsprostitution, Sextourismus, Vergewaltigung, Beschneidung, Zwangsheirat, häusliche Gewalt, vorgeburtliche Geschlechtsselektion, sexuelle Übergriffe uvm.
Die Kampagne Gewaltfrei Leben bietet eine Frauenhelpline gegen Gewalt (anonym, kostenlos, rund um die Uhr) unter der Telefonnummer 0800 222 555. Die Kampagne entstand aus einem Zusammenschluss mehrerer Beratungszentren, wie dem Verein Autonome Österreichische Frauenhäuser, der Bundesjugendvertretung und der Wiener Interventionsstelle gegen Gewalt in der Familie.3
16 Tage gegen Gewalt
Die Zeit zwischen dem 25. November und dem 10. Dezember (dem Internationalen Tag der Menschenrechte) ist ein besonderer Aktionszeitraum, der Gewalt gegen Frauen in seinen verschiedenen Facetten thematisiert. Weltweit liegt die Beteiligung bei über 800 Organisationen in 90 Ländern. Österreich nimmt seit 1992 an der Kampagne teil.4
In Deutschland wird seit 2001 von der gemeinnützigen Organisation "Terre des Femmes"5 die Fahnenaktion "Frei leben ohne Gewalt" durchgeführt. Dabei werden Fahnen als Zeichen gegen Gewalt an Frauen an öffentlichen Gebäuden gehisst – 2025 u.a. am Rathaus in Wien.6
Gewalt an Frauen in Österreich
Gewalt an Frauen ist ein weltweites Problem, darüber hinaus ein Menschenrechts- und Gesundheitsthema. Um das Ausmaß verständlich zu machen, sind Daten wichtig. Laut Expert*innen ist die Datenlage jedoch unzureichend. Ein Grund dafür ist, dass Übergriffe aufgrund von Scham oder Angst oft nicht nur Anzeige gebracht werden.
Für Österreich ergeben sich aus Studien, der Kriminalstatistik und der Erhebungen von Beratungs- und Opferschutzeinrichtungen folgende Zahlen (Stand: 2025):
- 20 bis 34,5 % aller Frauen in Österreich haben seit ihrem 15. Lebensjahr körperliche und/oder sexuelle Gewalt erfahren.
- 35 % der Frauen in Österreich haben seit ihrem 15. Lebensjahr sexuelle Belästigung erlebt.
- 15 % der Frauen in Österreich zwischen 18 und 74 Jahren waren schon einmal Opfer von Stalking.
- Jede 4. Frau in Österreich, die bereits erwerbstätig war, hat sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz erlebt.
- 38 % aller Frauen in Österreich haben psychische Gewalt durch ihren (Ex-)Partner erlebt.7
Nein heißt nein
2016 wurde Gina-Lisa Lohfink zur Symbolfigur für die Kampagne "Nein heißt Nein". Ihr wurde vorgeworfen, eine Vergewaltigung erfunden zu haben. Grundlage für den Prozess war ein Video, das im Internet auftauchte und deutlich zeigte, dass Gina-Lisa Lohfink "nein" und "hör auf" sagte. Der Richterin reichte diese Aussage nicht. Es ging bei diesem Rechtsstreit um viel mehr, nämlich um ein Update im Sexualstrafrecht, das eindeutig festhält: Ein bloßes Nein muss für die Strafbarkeit genügen und körperliche Integrität schützen.8
2018 sorgte der Hashtag #metoo für weltweite Aufregung. Er geht auf einen Skandal rund um den Filmproduzenten Harvey Weinstein zurück. Unter diesem Hashtag posten Frauen weltweit ihre Erfahrungen mit sexueller Gewalt, unter ihnen auch Schauspielerinnen und Politikerinnen.
Auch in Österreich schlug das Thema große Wellen. So wurde z. B. der Politiker Peter Pilz durch eine ehemalige Mitarbeiterin der sexuellen Belästigung bezichtigt.9
Für Negativschlagzeilen sorgte außerdem die Reaktion der österreichischen Schauspielerin Nina Proll auf die Causa #metoo. Sie habe das "kollektive Jammern" satt und finde "sexuelle Annäherungsversuche von Seiten eines Mannes grundsätzlich erfreulich".10
Hilfe für betroffene Frauen in Österreich
- Frauenhelpline: 0800 222 555 (frauenhelpline.at)
- Helpchat für von Gewalt betroffene Frauen (haltdergewalt.at)
- Frauenhäuser in ganz Österreich (aoef.at)
- Österreichische Frauennotrufe (frauennotrufe.at)
- Verein Wiener Frauenhäuser (frauenhaeuser-wien.at)
- Frauennotruf der Stadt Wien (wien.gv.at)
- Frauennotruf der Frauenberatung (frauenberatung.at)
- Interventionsstelle gegen Gewalt in der Familie Wien (interventionsstelle-wien.at)
- Beratungsstelle gegen Hass im Netz (beratungsstelle.counteract.or.at)
- Stadt Wien Frauenzentrum (wien.gv.at)
- Frauentelefon Niederösterreich (hilfswerk.at)
- Beratungsstelle für von sexualisierter Gewalt betroffene Mädchen und Frauen (maedchenberatung.at)
- Selbstlaut (selbstlaut.org)
Ähnliche Feiertage
- Tag der Menschenrechte
- Tag gegen weibliche Genitalverstümmelung
- Internationaler Frauentag
- Internationaler Mädchentag
- Welthurentag
- Internationaler Tag der Witwen
- V-Day
Quellen
- Geschichte zum Tag gegen Gewalt an Frauen (frauen-familien-jugend.bka.gv.at)
- Resolution 54/134 (un.org)
- Kampagne Gewaltfrei leben (netzwerk-frauenberatung.at)
- 16 Tage gegen Gewalt (aoef.at)
- Terre des Femmes (frauenrechte.de)
- Gaal: Fahnen am Wiener Rathaus gehisst – sichtbares Signal zum Start von "16 Tage gegen Gewalt an Frauen" (presse.wien.gv.at)
- Statistik Gewalt an Frauen in Österreich (wien.gv.at)
- Nein heißt nein (blog.sektionsacht.at)
- Vorwurf der sexuellen Belästigung gegen Peter Pilz (diepresse.com)
- Nina Proll: "Habe kollektives Jammern in #metoo-Debatte satt" (diepresse.com)