Tag der indigenen Völker
Der Internationale Tag der indigenen Völker findet seit 1994 jährlich am 9. August statt. Er hat das Ziel, auf die fehlende Anerkennung der Rechte indigener Völker aufmerksam machen.
Geschichte
Laut einem Bericht der Internationalen Arbeitsorganisation der UNO aus dem Jahr 2019 leben weltweit über 476 Millionen indigene Menschen in ungefähr 90 Staaten. Damit machen sie etwa sechs Prozent der Weltbevölkerung aus. Die meisten von ihnen – nämlich 70,5 % – leben in der Region Asien-Pazifik, gefolgt von Afrika mit 16,3 % und Lateinamerika und der Karabik mit 11,5 %. In Nordamerika leben lediglich 1,6 % der gesamten indigenen Bevölkerung. In Europa und Zentralasien sind es mit 0,1 % noch weniger.1
Seit 1994 widmen die Vereinten Nationen den indigenen Bevölkerungsgruppen einen Gedenktag. Er soll auf die zahlreichen Missstände aufmerksam machen, unter denen indigene Volksgruppen auch heute immer noch leiden.
Die Bemühungen, die Diskriminierung indigener Gruppen zu bekämpfen, gehen bis in das Jahr 1982 zurück, in dem die UN-Arbeitsgruppe über Indigene Bevölkerungen gegründet wurde. Eine gemeinsame Erklärung der UN-Staaten zum Schutz der Rechte der indigenen Völker erfolgte jedoch erst im neuen Jahrtausend: Im September 2007 wurde die Deklaration über die Reche Indigener Völker von insgesamt 144 UN-Mitgliedsstaaten verabschiedet. Sie räumt allen indigenen Gemeinschaften die gleichen politischen und menschenrechtlichen Ansprüche ein.2
Die Verabschiedung dieser Deklaration stand am Ende eines über 20 Jahre andauernden Entstehungsprozesses. Nachdem 1993 der erste Entwurf fertig war, wurde dieser 1995 von der UN-Menschenrechtskommission zur Prüfung weitergegeben, im Juni 2006 dann vom UN-Menschenrechtsrat ratifiziert und schließlich an die UNO-Generalversammlung überwiesen. Diese verabschiedete die Deklaration im Rahmen der 61. Generalversammlung letztlich am 28. November 2006 mit einem Votum von 83 gegen 67 Stimmen. Da es bei der Abstimmung jedoch zu viele Enthaltungsstimmen gab, wurde die Entscheidung über die Erklärung nochmals verschoben. Erst am 13. September 2007 wurde die Resolution dann endgültig verabschiedet.3
Die Deklaration verankert das Selbstbestimmungsrecht von indigenen Gruppen und bildet den Rahmen für ein Leben in Würde – sie soll Wohlergehen und Lebensraum dieser Gruppen schützen.
Langfristig sollen gleiche Bildungschancen, Mitbestimmung, Eigenverantwortung sowie eine Verringerung von Hunger und Armut erreicht werden.
Eine lückenlose Umsetzung der Erklärung von 2007 ist bis dato immer noch nicht erfolgt: Indigene Völker zählen weiterhin zu den am stärksten ausgegrenzten Bevölkerungsteilen.4
Brauchtum
Um den Erhalt der indigenen Sprachen zu fördern, deklarierte die UNESCO das Jahr 2019 zum Jahr der indigenen Sprachen. Ziel war es, darauf aufmerksam zu machen, dass indigenen Volksgruppen oft kein Recht auf die Ausübung der eigenen Sprache (z. B. bei Behördengängen) haben.5 Viele indigene Sprachen sind auch deshalb gefährdet, weil sie in der Schule nicht mehr unterrichtet werden. Von den insgesamt rund 7000 Sprachen, die weltweit gesprochen werden, sei mehr als die Hälfte vom Aussterben bedroht (Stand: 2025).6
Um das Bewusstsein für diese kritische Situation zu schärfen und den Verlust indigener Sprachen einzubremsen, rief die UNESCO die Internationale Dekade der indigenen Sprachen aus, welche im Zeitraum von 2022 bis 2032 stattfindet. Es wurde ein Zehn-Jahres-Plan vorgestellt, der vorsieht, indigene Sprachen zu stärken – etwa durch vermehrte Verwendung indigener Sprachen im öffentlichen Bereich und eine Erhöhung der Sprecher*innenzahl. Gleichzeitig sollen andere Bereiche des Lebens der Sprecher*innen, wie der Zugang zu Nahrungsmitteln und Gesundheitsdiensten, verbessert werden.7
Ähnliche Feiertage
Quellen
- Indigene Bevölkerungen (bpb.de)
- Geschichte zum Welttag der indigenen Völker (spendeninfo.at)
- Deklaration Rechte der indigenen Völker (humanrights.ch)
- UNO-Generalsekretär Ban Ki-moon: “Die Rechte indigener Völker müssen geschützt werden” (unric.org)
- 2019: Internationales Jahr der indigenen Sprachen (dgvn.de)
- Bedrohte Sprachen: Bald verstummt? (zeit.de)
- UNESCO feiert die Internationale Dekade der indigenen Sprachen (unesco.at)